Das wegweisende EU-Projekt iMEDCAP soll mit seinem nutzerorientierten, holistischen Ansatz die Notfallerkennung, Identifizierung, Bergung, Behandlung und Evakuierung schwerverletzter und möglicherweise ansteckender Personen auf völlig autonome Weise revolutionieren. In den letzten zehn Jahren wurden erhebliche Fortschritte in der Entwicklung autonomer Luft- und Bodentransportmittel, Detektionstechnologien sowie (ferngesteuerter) medizinischer Interventionen gemacht. Diese Entwicklungen zeigen sowohl das Potenzial als auch die Notwendigkeit, Rettungssysteme zu modernisieren sowie an komplexe und/oder gefährliche Situationen anzupassen. Hinzu kommt, dass neue Waffentechnologien die Situation der Bodentruppen verändert haben und damit die Anforderungen an die ad-hoc-medizinische Unterstützung und Transportlogistik. In bedrohlichen Szenarien einschließlich CBRN-Substanzen (chemisch, biologisch, radiologisch und nuklear) wird eine dezentrale medizinische Unterstützung unabdingbar sein. Aktuelle medizinische Evakuierungslösungen sind sowohl in ihrer Verfügbarkeit als auch in ihrer Anwendbarkeit in CBRN-Situationen begrenzt, was dem medizinischen Paradigma der „goldenen Stunde“ widerspricht. Je mehr Zeit bis zur OP vergeht, desto geringer ist die Überlebenswahrscheinlichkeit des Patienten insbesondere bei Schussverletzungen. Europa braucht einen ganzheitlichen und innovativen Ansatz, um seine Einsatzbereitschaft zu stärken.
Das nutzerorientierte Konzept von iMEDCAP zielt darauf ab, ein Rettungssystem zu entwickeln, das die autonome Erkennung verletzter Personen, die automatische Definition einer Evakuierungs- und Rettungsstrategie sowie eine Erstbehandlung in einer interoperablen Patientenbox während des Transportes unter Fernsteuerung ermöglicht. iMEDCAP bringt Partner aus den Streitkräften, Universitäten, kleinen und mittleren Unternehmen und Industriepartner mit Expertise aus unterschiedlichen Forschungsbereichen zusammen. Gemeinsam will das europäische Konsortium seine Technologien und Kenntnisse auf dem Weg zu einer anspruchsvollen Lösung vorantreiben. Das Ziel von iMEDCAP wird die Validierung der beschriebenen Einzelkomponenten sowie ein Fahrplan für die weitere Entwicklung eines modernen und digitalen europäischen Rettungssystems sein.
Die technologischen Entwicklungen innerhalb von iMEDCAP bieten neben dem Einsatz zur militärischen Verteidigung auch enormes Potenzial für intelligente Lösungen im Bereich autonomer Rettungseinsätze in zivilen Notfallszenarien, wie z. B. Waldbränden, Überschwemmungen oder nuklearen Zwischenfällen.
TECHNISCHE UNIVERSITAET MUENCHEN, Germany