Forschungszulage oder ZIM?

– Eine Wahl ohne Qual –

Feb. 14, 2025 | Forschungszulage

Forschungszulage vs. ZIM: Das Ausgangsszenario

In der Praxis fragen sich kleine & mittlere Unternehmen (KMU), welches nationale Fördermittel sie für ihre Forschung & Entwicklung verfolgen sollten. Dabei stoßen diese Unternehmen unweigerlich auf die Dauerbrenner KMU-innovativ oder auf das Zentrale Innovationsprogramm für den Mittelstand (ZIM). Seit 2020 steht KMU auch die Forschungszulage (FZul) zur Verfügung und wird seit 2021/22 verstärkt in den Vergleich der Möglichkeiten einbezogen. Doch welches Förderinstrument bietet das beste Profil?

Hierfür wollen wir uns als Beispiel ein mittleres Unternehmen (gemäß Definition KMU der AGVO, Anlage 1) als Kapitalgesellschaft mit 100 Mitarbeitern und 20 Mio. € Umsatz betrachten, das eine themenoffene Förderung für technische Projekte in Eigenregie sucht, weswegen das zweiphasige KMU-innovativ mit seinen thematisch gerichteten Förderaufrufen aus der Betrachtung herausfällt. Es läuft also auf einen Vergleich von FZul (nach FZulG) und ZIM (Einzelvorhaben) hinaus. Für beide Ansätze wird ein Grundlagenbescheid bereits nach der ersten Stufe erteilt.

Fördermitteln FZul oder ZIM

Fördersätze: Die irreführenden Sirenen

Primäre Motivation sich mit öffentlichen Fördermitteln auseinanderzusetzen, ist der Umfang der zu erwartenden Förderung. Beide Förderprogramme gewähren nicht rückzahlbare Zuschüsse gemäß AGVO, entweder als direkte Zuschüsse nach Verwendungsnachweis (ZIM) oder als Abzugsbetrag von der festgesetzten Körperschaftssteuer (FZul). Während bei ZIM unterjährige Auszahlungen basierend auf tatsächlichen Kosten durch Zwischenverwendungsnachweise möglich sind, ist die Auszahlung bzw. Verrechnung von FZul an die Steuererklärung des Unternehmens und Festsetzung der Körperschaftssteuer gekoppelt (nach vorheriger Feststellung der FZul mit Hilfe eines Elster-Antrages) und damit vom Zeitpunkt der Ausgaben entkoppelt.

Verwertung und Stand der Technik

Beide Fördermittel setzen hohe Ansprüche an die Neuartigkeit der angestrebten FuE-Ergebnisse und verlangen erhebliche technische Risiken bei der Umsetzung. Es gibt aber große Unterschiede bezüglich der Marktorientierung und Ausgangs- und Endlage beim Stand der Technik. Als Maß der Marktorientierung soll hier der Verwertungsdruck gewählt werden und für den Stand der Technik das objektive Maß Technology Readiness Level (TRL).

Verwertung und Stand der Technik - Technology Readiness Level

ARTTICs Fazit

Im dargestellten Fall für ein mittleres Unternehmen kann eine sehr eindeutige Schlussfolgerung gezogen werden: Für Projekte mit Schwerpunkt Personalkosten ist ZIM auf dem Papier attraktiver. Dabei wird aber sowohl der Aufwand der Beantragung (und insbesondere der Dokumentationsaufwand bei Bewilligung) außer Acht gelassen als auch die geringere Wahrscheinlichkeit überhaupt Förderung zu beziehen. Nominell ist ZIM bis 345.000 € Personalkosten für ein mittleres Unternehmen lukrativer als die Forschungszulage. Allerdings stellen 3450 k € Bruttogehalt bereits die absolute Grenze für ZIM dar und es wird deutlich, wie klein die hierfür konzipierten Projekte sein müssen: ca. 1,5-2,0 FTE je Jahr bei einer Gesamtdauer von 3 Jahren). Bei der FZul gibt es alle Freiheiten hinsichtlich der Anzahl (und exakten Kenntnis) der Projektbeteiligten, deren zeitlichen Aufwands und der Höhe der individuellen Personalkosten (kein Gehaltsdeckel). Es lassen sich daher einige Kriterien aufstellen, anhand derer Unternehmen eine Entscheidung treffen können (Tab. 1).

Tab. 1: Entscheidungshilfe bei Wahl zwischen FZul und ZIM

KriteriumFZulZIM (Einzelvorhaben)
FuE-ArtUneingeschränkt (Grundlagen, ind. Forschung, exp. Entwicklung)Eingeschränkt (partiell ind. Forschung, exp. Entwicklung)
ProjektzweckoffenVermarktbare Produkte und kommerzialisierbare Verfahren
Projektdauer3 Jahre in Voraus ab Beantragung, aber durch rückwirkende Beantragung bis zu 7 Jahre insgesamtMax. 3 Jahre ab Genehmigung
Vorlauf BeantragungKein Vorabbeantragung nötig und bis zu 4 Jahre nach Beginn der FuE-Arbeiten noch beantragbarArbeiten können vor Beantragung beginnen (aber generelles Risiko, dass Kosten nicht rückwirkend anerkannt werden)
RechtsanspruchQua Erfüllung Frascati-Kriterien und formalisiert durch Bescheid der BSFZKein Rechtsanspruch; bewilligte Projekte unterliegen einem generellen Vorbehalt
Flexibilität KostenVolle Flexibilität hinsichtlich genehmigter Kostenposten (bis max. Bemessungs–summe ins. für Unternehmen von 10 Mio. € jährlich), solange sich Art der FuE-Arbeiten nicht inhaltlich ändertEingeschränkte Kostenflexibilität, da Bemessungssumme auf 690.000 € begrenzt ist und Änderungen in der Höhe grundsätzlich erst vom Projektträger genehmigt werden müssen

Auch wenn ZIM-Einzelvorhaben gegenüber FZul nur in wenigen Fällen sinnvoll sind, ist ZIM eine gute Option für KMU, um Wissenstransfer in Form eines Kooperationsvorhabens mit Forschungseinrichtungen zu organisieren. Diese profitieren in einem Kooperationsvorhaben von einer 100%igen Deckung ihrer Kosten und erhalten zusätzlich einen Overhead für indirekte Kosten bis zu einer insgesamten Bemessungssumme von 220.000 €. Unsere Kollegen von PNO Consultants können Sie hierzu fachkundig beraten.

Zu guter Letzt sollten Unternehmen die allg. Rahmenbedingungen im Auge haben. Zwischen 2021 und 2023 haben Antragssteller aus Gründen der Budgeterschöpfung oder wegen eines fehlenden Haushalts insgesamt drei Antragsstopps bei ZIM erdulden müssen. Im Gegensatz dazu ist die Forschungszulage eine steuerliche Subvention und damit von der Budgetierung des Bundeshaushalts unabhängig. Über die weiteren Vorteile informieren Sie unsere ARTTIC-BeraterInnen gerne in einem Videocall.

Autor

Dr. Daniel Pawliczek

Dr. Daniel Pawliczek

Funding Consultant bei ARTTIC Innovation

“Wer beraten will, muss zuallererst zuzuhören.”

Als Funding Consultant helfe ich Kunden dabei von der steuerlichen Forschungs- und Entwicklungsförderung zu profitieren. Da das Instrument noch recht neu ist, gehe ich aktiv auf innovative Unternehmen zu, kommuniziere die Besonderheiten & Chancen und analysiere, ob die wissenschaftlichen, technischen und organisatorischen Voraussetzungen gegeben sind.

Bei Interesse an den Beratungsservice der ARTTIC vereinbaren Sie gern einen Termin mit unseren FZulG-Experten.

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